Orchon-Runen

Orchon-Runen
Schrifttyp Abdschad
Sprachen Alttürkisch
Entstehung 600 n. Chr.
Verwendet in Zentralasien
Offiziell in Köktürkisches Reich
Abstammung Protosinaitische Schrift
 → phönizische Schrift
  → aramäische Schrift
   → syrische Schrift
    → sogdische Schrift (umstritten)
     → Orchon-Runen
Verwandte Altungarische Schrift

Protobulgarische Schrift Chasarische Schrift

Unicodeblock U+10C00 – U+10C4F
ISO 15924 Orkh

Orchon-Runen, auch türkische Runen oder Turk-Runen genannt, sind ein zur Verschriftung der frühen Turksprachen verwendetes Alphabet. Die alttürkische Schrift (türkisch Orhun Yazıtları) wurde allgemein von rechts nach links geschrieben. Manche Inschriften sind jedoch mit um 90 Grad verdrehten Buchstaben vertikal geschrieben worden. Sie werden dann von unten nach oben gelesen. Auch einzelne handschriftliche Zeugnisse dieser Runenschrift sind aufgefunden worden. In dieser Runen-ähnlichen Schrift sind die alttürkischen Inschriften aus der nördlichen Mongolei, am Orchon und an der Selenga sowie weitere vom oberen Jenissei geschrieben.[1] Der einzig fast vollständig erhaltene längere handschriftliche Runentext ist das Irk Bitig, ein in der Höhle von Dunhuang aufgefundenes Orakelbuch, das die Deutung von 65 Omen aus einer Kombination von je 3 Würfeln enthält und wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert stammt[2]. Ähnliche Schriftsysteme vom Talas schließen sich ihnen an.[3] Aber auch türkisch-nestorianische Handschriften, die den gleichen runenartigen Duktus aufweisen[4], haben sich gefunden, vor allem in der Oase Turfan und in der Festung Miran.[5][6] Die Benutzung von zwei Punkten zum Trennen der Worte macht die Texte den zentralasiatischen Runen deutlich nahestehend.[7]

  1. Karl Jettmar: Geschichte Mittelasiens. Bd. 5, Ausgabe 5. Brill Archive, Leiden 1966, S. 163
  2. Wolfgang-Ekkehard Scharlipp: Die alttürkische Literatur. Einführung in das vorislamische Schrifttum. Verlag auf dem Ruffel, Engelschoff 2005, ISBN 3-933847-14-1, S. 32, 47 f.
  3. Franz Altheìm: Attila und die Hunnen. Baden-Baden 1951, S. 47
  4. Georg Stadtmüller, In: Saeculum, Bd. 1, K. Alber, 1950, S. 302.
  5. Volker Adam, Jens Peter Loud, Andrew White: Bibliography old Turkish Studies. Harrassowitz, Wiesbaden 2000, S. 40.
  6. University of Bonn. Department of Linguistics and Cultural Studies of Central Asia, Issue 37, VGH Wissenschaftsverlag GmbH Verlag, 2008, S. 107.
  7. Klaus Röhrborn, Wolfgang Veenker: Runen, Tamgas und Graffiti aus Asien und Osteuropa. Harrassowitz, Wiesbaden 1985, S. 5.

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